Fünf Wirtschaftsweisen stellen Jahresgutachten vor
Eine wegweisende Zeit für Politik, Wissenschaft und Wirtschaft im ganzen Land - So kann man den November wohl durchaus beschreiben. Denn jedes Jahr um diese Zeit zeigt sich, wohin der Weg für Deutschland auf wirtschaftspolitischer Ebene in nächster Zeit gehen sollte. Ein extra dafür erstelltes Jahresgutachten übergibt das Expertengremium „die fünf Wirtschaftsweisen“ jedes Jahr an die Bundesregierung. Was in diesem Jahr wichtig ist, darüber hat die Vorsitzende des Gremiums, Monika Schnitzer, jetzt in einem Vortrag an der Uni Tübingen gesprochen.
Für einen gut gefüllten Hörsaal sorgte der Vortrag von Monika Schnitzer am Mittwoch in der neuen Aula der Tübinger Uni. Viele Studenten aus dem Fachbereich Wirtschaftswissenschaften waren gekommen, um der Professorin im Rahmen eines Kolloquiums zuzuhören. Der Besuch in der Unistadt war aber auch für die Trägerin des Bundesverdienstordens am Bande etwas besonderes.
"Tatsächlich habe ich einen langen Bezug zu Tübingen, weil ich viele Kollegen sogar noch aus meiner Studienzeit kenne, und insofern auch sehr gerne nach Tübingen gekommen bin, um gerade hier jetzt den Auftaktvortrag zu halten" sagte Schnitzer.
Und aus diesem wurde deutlich: Es gibt Grund zur Hoffnung, trotzdem läuft bei Leibe nicht alles perfekt. Denn während sich die Inflationsrate laut Schnitzer in den nächsten Jahren verringern soll, verläuft das wirtschaftliche Wachstum zu langsam.
"In diesem Jahr weisen wir vor allen Dingen darauf hin, dass wir für die mittlere Frist ein Wachstumsproblem haben, wenn wir nicht rasch handeln. Ein Wachstumsproblem deswegen, weil wir immer weniger Menschen haben, die arbeiten werden, weil die Babyboomer-Generation in Rente gehen wird" so die Vorsitzende des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung.
Um dem entgegen zu wirken, käme man aus wirtschaftlicher Sicht nicht darum herum, mit steigender Lebenserwartung länger zu arbeiten – im Schnitt alle zehn Jahre ein halbes Jahr länger.
"Wir reden außerdem darüber, dass für die Tatsache, dass man weniger Kinder hat, als nötig wären um das umlagefinanzierte Rentensystem stabil zu halten, dass die Menschen mehr selber Vorsorge treffen sollten, indem sie beispielsweise am Kapitalmarkt in Aktien, in breit diversifizierte Aktien investieren" so Schnitzer weiter.
Das Investieren müsse den Menschen aber auch dementsprechend einfacher und attraktiver gemacht werden, zum Beispiel mit einer besseren Kapitalmarktfinanzierung.
Auf interessierte Zuhörer traf Schnitzer in Tübingen allemal – Und die Studenten stiegen nach dem Ende des offiziellen Vortrags auch gleich in die Fragerunde mit ein.
Die Professorin selbst betonte, dass sie sich über die Fragen sehr gefreut habe, auch über die kritischen. Denn genau das sei die Idee der Veranstaltung – die Argumente in der Diskussion zu schärfen und die Menschen idealerweise auch zu überzeugen.